Im ersten Teil meiner kleinen Serie zum Thema Ahnenforschung „Ahnenforschung boomt – so fängt man an“ habe ich einige Tipps zum Einstieg in das spannende Thema Ahnenforschung sowie einige erste Recherche – Tipps von der eigenen Familie bis hin zu Kirchenbüchern gegeben. Im zweiten wird es nun etwas konkreter, denn wir steigen ein in die Welt der Stammbaum-Erstellung sowie den uns zur Verfügung stehenden Recherche-Plattformen, zumindest den wichtigsten.
Mit der Zeit kommen immer neue Verwandte hinzu, von den Eltern und Großeltern bis zu deren Cousinen und deren Nachfahren usw.. Diese müssen zum einen alle erfasst werden, zum anderen auch abgebildet werden. Beides ist nicht nur Voraussetzung dafür, dass man den Überblick behält bzw. durch seine Ahnenlinie stöbern kann, sondern auch um Berichte und Diagramme auszudrucken.
Klassische Genealogie Software zur Stammbaum-Erstellung deiner Ahnen
Zur Stammbaumerstellung stehen einem sowohl klassische Softwareprogramme, mittlerweile auch als Apps fürs Smartphone, oder Online-Plattformen zur Verfügung. Persönlich würde ich beides kombiniert empfehlen. Praktisch alle guten Online-Plattformen, mit denen man Ahnen-Stammbäume erstellen kann, bieten eine Export-Möglichkeit des Stammbaums im sogenannten GEDCOM Format an, sodass man jederzeit Daten exportieren und im Software-Programm auf dem eigenen Rechner importieren kann bzw. umgekehrt.
Da Online-Plattformen auch integrierte Recherchemöglichkeiten bieten, ist es meines Erachtens sinnvoll, einen Stammbaum zunächst online zu erstellen, da man so Fundstellen sofort und direkt in seinen Stammbaum aufnehmen kann. Von Zeit zu Zeit sollte man aber seinen Stammbaum exportieren und auf dem eigenen Rechner importieren.
Ihr könnt bei den meisten Anbietern selbst entscheiden, ob die Daten privat oder öffentlich einsehbar sind. Natürlich könnt ihr eure Daten, wie auch euer Konto, jederzeit auch wieder löschen bzw. kündigen.
MyHeritage Family Tree Builder – kostenlos und empfehlenswert
Es gibt diverse Softwareprogramme zum Thema Ahnenforschung. Beliebte Programm sind zum Beispiel Ahnenblatt und Der Ahnenforscher. Beide kosten einen überschaubaren Betrag, wobei es vom Programm Ahnenblatt auch eine ältere kostenlose Version gibt, mit der man starten kann. Persönlich finde ich beide Programme nicht schlecht, aber auch nicht 100% überzeugend. Als Alternative kommt das kostenlose Programm MyHeritage Family Tree Builder infrage, welches meines Erachtens auch eine sehr gute Wahl ist. Nicht nur, weil es kostenlos ist, sondern auch, weil es sehr gut, stabil und benutzerfreundlich ist. Allerdings benötigt man ein Benutzerkonto bei MyHeritage. Dieses ist aber kostenlos und verpflichtet zu nichts. Einige sehr wenige Funktionen stehen einem beim MyHeritage Family Tree Builder nicht zur Verfügung, wenn man kein kostenpflichtiges Konto bei MyHeritage hat, was aber kein sonderlich großes Handicap ist.
Zwei Dinge sind zu beachten: Beim kostenlosen MyHeritage Konto liegt die maximale Größe des Online-Stammbaums bei 250 Personen. Dieses Limit gilt aber nicht für die Software-Version, bei der man beliebig viele Personen erfassen kann. Allerdings solltet ihr immer den Wunsch des Programms auf eine Synchronisierung mit dem Online-Stammbaum abbrechen bzw. dies in den Einstellungen abschalten. Habt ihr ein kostenpflichtiges Konto bei MyHeritage, so ist dies natürlich nicht notwendig.
Abgesehen von diesen zu beachtenden Punkten ist MyHeritage Family Tree Builder aber sicher einer der besten Genealogie Programme auf dem Markt. Einfach zu nutzen mit einer sehr gut navigierbaren Stammbaum-Darstellung.
Ahnen – Stammbaum online erstellen
Einen Ahnen-Stammbaum kann man auch online erstellen, wobei sich hier besonders vier Plattformen anbieten.
Vorweg: alle der angesprochenen Genealogie-Plattformen kann man auch mit einem kostenlosen Konto nutzen. Ich habe alle probiert bzw. im Einsatz, keiner zwingt einem in eine Zahlung, wenn man dies nicht selber aktiv auswählt. Alle Plattformen sind hier vertrauenswürdig, wobei alle eine Registrierung verlangen. Die Plattformen bieten nicht nur die Möglichkeit, einen Stammbaum zu erstellen, sondern auch umfangreiche Datenbestände sowie Recherche-Funktionen, mit denen man seine Vorfahren aufspüren kann. Keine der Plattformen wird für sich ausreichend sein, um alle Informationen zur Verfügung stellen zu können, aber sie sind doch wertvolle Helfer.
Die vier wichtigsten Genealogie Plattformen im Überblick
MyHeritage
MyHeritage habe ich ja schon angesprochen. Der Anbieter aus Israel ist ein Pionier in diesem Bereich. Beim kostenlosen Kontomodell ist die Stammbaum-Erstellung auf 250 Personen begrenzt. Klingt viel, ist bei intensiver Beschäftigung aber schnell erreicht. Die Stammbaum-Erstellung, Darstellung und Navigation gehört aber definitiv mit zum Besten in diesem Bereich. Allerdings ist MyHeritage auch der teuerste Anbieter, immerhin kostet das Paket mit dem Stammbaum in beliebiger Größe sowie allen Recherche – Möglichkeiten spätestens ab dem 2. Jahr 259 Euro, was recht viel ist. MyHeritage hat aber eine Besonderheit mit der eingebauten Online-Bildbearbeitung. Diese kann nicht nur ungewöhnlich gut alte Fotos restaurieren und kolorieren, sondern auch lebendig machen. Absolut eindrucksvoll und gelingt mit keiner mir bekannten Software so gut per Knopfdruck.
Allgemein ist MyHeritage sehr benutzerfreundlich, die Plattform bietet viele gute Funktionen wie Smart Matches, ebenso sehr gute Möglichkeiten, um Berichte und Diagramme auszudrucken. Die Datenbasis selber ist gut, aber bietet auch nichts, was nicht auch andere bieten.
Ancestry
Der amerikanische Anbieter Ancestry bietet sehr umfangreiche Datenbestände aus Kirchenbüchern, staatlichen Registern, Auswanderer-Datenbanken und mehr. Der Anbieter hat hier sicherlich einen Vorsprung vor anderen Anbietern, auch für deutsche Anwender. Das Anlegen eines Stammbaums gelingt auch hier sehr intuitiv, die Berichts- und Diagramm-Funktionen sind gut, aber persönlich gefallen mir diese besser bei MyHeritage. Dafür ist die Datenbasis aber bei Ancestry deutlich besser. Dank der eingebauten Suchfunktionen sowie automatischer Vorschläge lassen sich viele Vorfahren finden und im Baum abbilden. Eine zusätzliche Hilfe sind die Stammbäume anderer Nutzer, sofern freigegeben für die Öffentlichkeit. Spezielle Funktionen zur Bildbearbeitung wie bei MyHeritage gibt es zwar nicht, aber die Stammbaumgröße ist auch bei einem kostenlosen Konto nicht begrenzt, die Datenbasis ist besser und die Kosten deutlich geringer bei einem kostenpflichtigen Abonnement. Für viele sicherlich die erste Wahl.
Geneanet.org
Der französische Anbieter Geneanet.org bietet einen sehr mageren Bestand an deutschen Daten, sodass dieser für deutschsprachige Benutzer für die Recherche nach Ahnen kaum interessant ist. Aber selbst in der kostenlosen Version ist die Erstellung von Stammbäumen unbegrenzt, zudem bietet die Plattform recht gute Optionen zum Erstellen von Berichten und Diagrammen. Lohnenswert ist auch das das angebotene Archiv von Magazinen und Zeitschriften. Letzteres ist aber nur beim kostenpflichtigen Abo möglich, welches mit 12.50 Euro aber sehr günstig ist. Geneanet.org ist ein ergänzender Service, der seine Vorteile hat.
FamilySeach.org
FamilySearch.org wird angeboten von der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“. Für die Glaubensgemeinschaft hat Ahnenforschung eine ganz besondere Bedeutung. Eine religiöse Bekehrung muss man hier nicht befürchten, aber man kann auf viele Daten hoffen. Die Mormonen haben seit vielen Jahren unzählige Datensätze aus Kirchenbüchern und anderen Quellen verfilmt und bieten viele ihrer Daten auch digital an, andere kann man in einem „Center für Familiengeschichte“ vor Ort einsehen, von denen es auch in Deutschland Zweigstellen gibt.
FamilySearch liefert oftmals Daten, wo man sonst nirgendwo fündig wird. Mittlerweile ist das Online-Angebot auch deutlich benutzerfreundlicher geworden, sodass man hier eine ganz wichtige Quelle für die eigene Familienforschung hat. Selbst wenn man die kommerziellen Anbieter wie Ancestry oder MyHeritage wegen des größeren Komforts als Basis nimmt, so wird man die Datenquellen von FamilySearch ganz sicher immer wieder als zusätzliche Recherche-Möglichkeit nutzen.
FamilySearch ist komplett kostenlos, dies gilt auch die Möglichkeit dort einen Stammbaum zu erstellen. Die Seite ist manchmal etwas verwirrend und bietet auch weniger Komfort-Funktionen, aber sie bietet eben eine Fülle von Informationen, von Daten bis hin zu nützlichen Links. Kostenlos, aber man muss sich registrieren. Kann man aber machen, denn belästigt wird man nicht.
Ancestry mit dem besten Datenbestand
Alle der vier Plattformen eignen sich dazu, um kostenlos einen Online-Stammbaum zu erstellen, wobei Myheritage hier allerdings auf max. 250 Personen begrenzt ist. Bezogen auf den Datenbestand findet man sicher bei Ancestry das beste Angebot, aber auch MyHeritage bietet eine Fülle von Daten plus die beeindruckenden Foto-Funktionen. FamilySearch.org ist unverzichtbar als Ergänzung, denn oftmals bekommt man hier Daten, die sonst keiner hat. Geneanet ist einfach wegen der kostenlosen Stammbaum-Erstellung und einiger Funktionen eine nette Ergänzung, für deutschsprachige Anwender, aber alleine genutzt nicht ausreichend.
Keine Genealogie – Plattform bietet alles, aber immer einen Online – Stammbaum zum Erstellen
Die vier Genealogie – Plattformen bieten eine sehr gute Basis plus vieler Komfort-Funktionen, aber so gut viele der Datenbestände auch sein mögen, so wird keiner für sich reichen. Bei Daten vor 1874 wird man an den Datenbeständen der Kirchenbücher wie bei Archion (evangelisch) oder Matricula (katholisch nicht vorbeikommen).
Aber auch dies wird nicht immer alles abdecken und so gibt es viele weitere Quellen, mit denen man bei der Suche nach seinen Vorfahren fündig werden kann. Aber dies im nächsten Teil meiner kleinen Serie zum Thema Ahnenforschung. Ihr habt nun bereits einige gute Quellen plus Plattformen wo ihr kostenlos oder kostenpflichtig einen Stammbaum erstellen könnt plus ein paar Hinweise auf klassische Genealogie Software – Programme zur Ahnenforschung.