Hochzeit wird von vielen als der schönste Tag des Lebens angesehen. Die Braut im wunderschönen weißen Hochzeitsleid, der Mann im schicken Anzug und einfach ganz viel Romantik. Gerade auch das berühmte „Ganz in Weiß“ steht hierbei für die Romantik. Tatsächlich ist vieles dieser romantischen Hochzeit gar nicht so alt, denn noch bis zum 1. Weltkrieg (denn man als Wendepunkt in vielen Traditionen und Sitten ansehen kann), war vieles dann doch eher gar nicht so romantisch.
Hochzeitsromantik: ein schöner Mythos, aber ein Mythos
Dies beginnt schon mit dem Werben. Früher war es hier üblich, dass der angehende Bräutigam zunächst beim Brautvater vorsprach und um Erlaubnis bat, was man heute doch eher sehr selten macht. Letztlich ging es beim Gespräch mit dem potenziellen Brautvater aber auch nur teilweise um den Segen, eher oft um die finanziellen Details der Hochzeit. In anderen Worten; der Preis für die Braut wurde ausgehandelt. Die berühmte Mitgift also, damit der „Kostenfaktor“ Tochter an den Mann gebracht wurde. Auch nicht selten war es früher ganz einfach so, dass man einfach verheiratet wurde, möglichst standesgemäß natürlich. Letztlich ging es dann einfach darum, möglichst den Interessen der bürgerlichen Familien gerecht zu werden.
Mitunter noch schwieriger hatten es die einfachen Menschen. Bis zum 1. Weltkrieg brauchte man hier mitunter, wenn man aus eher unvermögenden Schichten kam, auch noch das Einverständnis von Behörden. Ganz schlecht stand es um die Romantik, wenn man nicht standesgemäß heiraten wollte.
Man sieht: früher ging es auf jeden Fall oftmals gar nicht um Liebe, und besonders in besseren Kreisen war es um die Romantik eher schlecht gestellt, vielmehr war es halt oft nur ein Handel, bei der die Braut mehr ein Gegenstand war. Dies bedeutet zwar nicht, dass nicht auch die Liebe zum Zuge kam, aber dennoch hat sich an dieser Stelle heute doch einiges zum Guten gewandelt, zumindest im westlichen Kulturkreis.
Heiraten heute: flexibel und locker
Wer heute heiraten möchte, was man ja nicht zwingend muss, der macht dies meist tatsächlich aus Liebe. Natürlich gilt es diverse Papiere beim Aufgebot vorzulegen, aber ansonsten wurde doch vieles vereinfacht:
- Seit 1998 wird, aus Datenschutzgründen, kein Aufgebot mehr öffentlich ausgehändigt
- Heiraten ist flexibler geworden. Viele Standesämter bieten gegen eine Extragebühr auch Sonderservices an, wie die standesamtliche Trauung auf einem Schiff oder einer besonderen Location. Dies ermöglicht euch, eine Hochzeit auch mal ganz anders und originell zu feiern.
- Ringe kann man tauschen, gehört auch eigentlich dazu, sind aber keine Vorschriften
- Wer mag, der heiratet ganz privat, Trauzeugen sind auch keine Pflicht mehr
Viele Infos, Hintergrundberichte, auch Anregungen und Ideen, wie ihr eure Hochzeit gestalten könntet, plus Adressen von Standesämtern findet ihr auf www.standesamt.com übersichtlich zusammengestellt.
Zur gesetzlichen Eheschließung ist der Gang zum Standesamt ein Muss. Alles danach ist dann eine private Entscheidung. Für viele, wenn auch weniger wie früher, gehört aber auch die kirchliche Hochzeit noch dazu. Allerdings verzichten auch viele Paare mittlerweile darauf oder gestalten den Zweiten, den privaten Teil, nach eigener Weltanschauung, sei es basierend auf keltischen Traditionen oder auch eher an hinduistische Traditionen angelehnt.
Wie man seine Hochzeit letztlich gestaltet, im kleinen oder großen Rahmen, mit oder ohne Hochzeit in der Kirche oder auch ganz anders, bleibt so letztlich den Liebenden überlassen und sollte sich auch nur an deren Wünschen ausrichten, denn letztlich ist es ja euer Tag!
Ein paar interessante Fakten zum Thema Hochzeit:
- Die Anzahl der jährlichen Eheschließungen liegt bei um die 380.000 mit kleinen Schwankungen von Jahr zu Jahr, aber im Wesentlichen konstant. Heiraten ist also nicht etwa out.
- Männer sind bei der Heirat durchschnittlich um die 33 Jahre alt, Frauen um die 30 – hierbei sollte man aber berücksichtigen, dass ja auch öfters ein zweites oder drittes Mal geheiratet wird, was den Altersdurchschnitt hebt.
- Der Wunschmonat für die Hochzeit ist ausgeglichener als man denkt. Bevorzugt wird zwar in den Sommermonaten geheiratet, aber nicht unbedingt immer im Traditionsmonat Mai, beliebter sind Juni, Juli und August und auch die Winterhochzeit, besonders im Dezember ist recht beliebt. Böse Zungen sagen hier übrigens, dass steuerrechtliche Überlegungen bei der Winterhochzeit eine gewisse Rolle spielen sollen.
Hochzeit und Heiraten ist nach wie populär, so sollen gut 90% der 50-Jährigen verheiratet sein oder zumindest gewesen sein. Wie man seine Hochzeit gestaltet ist aber freier und flexibler geworden, ob an besonderen Orten, alternativ heidnischen Traditionen folgend, nur mit seinem Partner oder traditionell mit der Familie in der guten alten Dorfkneipe.
Romantik aber entsteht nicht durch ein weißes Kleid oder eine kirchliche Hochzeit, auch nicht aus dem möglichst großen Rahmen und vielen Gästen, sondern aus dem Herzen der sich Liebenden und nur ihr könnt entscheiden, was ihr diesen Tag gestaltet. Mit den Freiheiten, die man zumindest für den privaten Teil der Hochzeit heute hat, kann so dann auch die Romantik Einzug halten, was aus dem Mythos heute eine Realität werden lässt. Man muss sich dabei nur nach den gemeinsamen Wünschen richten.